Risiko bei zentralen Zugängen und Kathetereingriffen minimieren

2022-12-02 19:59:14 By : Mr. Calvin Lin

Eine kleine Luftblase in den Venen verkraftet der Körper normalerweise. Bei größeren Volumina und im arteriellen­ System droht dagegen Lebensgefahr – und ein Haftungsfall für die Behandelnden.

Iatrogene massive Lufteintritte ins Gefäßsystem sind zum Glück selten. Zwischen 2015 und 2020 hat beispielsweise die Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler der Ärztekammer Nordrhein über insgesamt sieben Fälle entschieden, berichten deren Mitglieder um Prof. Dr. Erland Erdmann. Einer dieser Fälle betraf einen Anfang 70-jährigen Patienten, der einen PFO*-Okkluder erhalten sollte. Die Passage der Öffnung klappte noch problemlos, ebenso das anschließende Ausmessen mit dem Sizing-Ballon.

Weil der Patient unruhig wurde, vertieften die behandelnden Kollegen seine Sedierung. Während der Intervention erfolgte ein Wechsel auf eine 8F-Transseptalschleuse mit Einbringen in den linken Vorhof. 

Erst nach Zurückziehen der Sonde vom linken Vorhofohr unter Sicht habe Blut aspiriert werden können, beschreiben die Autoren den weiteren Verlauf. Als schließlich die Implantation des Schirmchens anstand, schnarchte der Patient laut und war sehr unruhig. Zudem war eine Blickdeviation zu erkennen. 

Die Antagonisierung des Midazolams änderte nichts an seinem Zustand, sodass der Eingriff abgebrochen und der Mann analgosediert und intubiert zur CT gebracht wurde. Die Bildgebung offenbarte eine ausgedehnte Luftembolie im Gehirn und diskrete Lufteinschlüsse in den Jugularvenen, der Vena cava inferior und im rechten Ventrikel. Eine Woche später starb der Patient. Lag ein Behandlungsfehler zugrunde?

Nach Erfahrung der Gutachterkomission geht von Kathetereingriffen am Herzen sowie von Zentralvenen- und venösen Portkathetern ein relevantes Risiko für Luftembolien aus. Steht z.B. ein Port oder ZVK offen, kann durch den herznah pulssynchronen Unterdruck eine potenziell tödliche Menge Luft eindringen. Auch beim Ziehen des Katheters besteht die Gefahr einer Luftembolie. Diese ist umso größer, je länger er liegt, je größer sein Lumen ist, je dichter die kutane Punktionsstelle an der Vene liegt und je negativer der zentralvenöse Druck ist. Daher sollte nur erfahrenes Personal solche Katheter entfernen und der Patient sollte dabei nicht sitzen, mahnen die Autoren­.

Quelle: Erdmann E et al. Rheinisches Ärzteblatt 2021; 75: 25-29

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