Luftschleusen und Essigsäure-Duschen: "Deutschland hat weltweit den höchsten Sicherheitsstandard" - FOCUS online

2022-12-02 20:07:03 By : Ms. dongdg zheng

„Wir haben in Deutschland den weltweit höchsten Sicherheitsstandard“, sagt Udo Josef Weber. Der gelte übrigens auch im Bereich der Labortierhaltung. Alle Labormitarbeiter würden in Bezug auf die nötigen Sicherheitsbestimmungen zudem intensiv geschult. Dadurch seien Unfälle wie der, dem das Marburg-Virus seinen Namen verdankt, heutzutage praktisch ausgeschlossen: 1967 starben im hessischen Marburg acht Menschen an einem mysteriösen Fieber. Später stellte sich heraus, dass sie in Kontakt mit Laboraffen, die aus Afrika importiert worden waren, mit dem Erreger angesteckt hatten.

Susanne Talay arbeitet seit vier Jahren in einem Hochsicherheitslabor der Stufe 3 am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Sie erklärt: „S3- und S4-Labore stehen unter Unterdruck. Luft kann hereinströmen, aber nicht heraus.“ Das einzige, was aus einem solchen Labor austreten dürfe, sei der Mensch. „Aus einem S3-Labor kommen die Forscher über Schleusen mit mehreren Kammern heraus.“ Für ein S4-Labor sind die Vorsichtsmaßnahmen noch höher: „Die Wissenschaftler duschen sich in ihren Schutzanzügen in einer der Schleusen mit Essigsäure ab.“ So können sie keinen Erreger unbewusst mit nach draußen schleppen, da die Säure alles tötet, was am Anzug haftet.

Die Anzüge stehen im Gegensatz zu den Räumen unter Überdruck. Dieser sorgt dafür, dass im Falle einer Beschädigung keine Luft in den Anzug gelangen kann.

In den abgeschotteten S4-Laboren ist zudem die Luftversorgung der Wissenschaftler komplett von der Luft in den Räumen separiert. Schläuche oder Sauerstoffflaschen versorgen die Mitarbeiter mit Atemluft. In Laboren mit der Sicherheitsstufe 3 reinigen Filter des Atemschutzgeräts die Raumluft.

Und sollte doch einmal ein Brand vorkommen, werde sogar das Löschwasser separat aufgefangen und chemisch sterilisiert.

Das Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems besitzt zwar ebenfalls ein S4-Sicherheitslabor, arbeitet derzeit jedoch nicht mit Ebola-Erregern. Das bedeutet jedoch nicht, dass tatsächlich nur in Marburg und Hamburg mit Ebola-Viren gearbeitet werden. Wer kein Labor der höchsten Schutzstufe "S4" hat, darf nur mit inaktivierten, also vermehrungsunfähigen, oder abgetöteten Erregern beziehungsweise Materialien umgehen. Doch auch in Laboren mit niedrigeren Sicherheitsstufen ist die Ebola-Forschung theoretisch möglich.

Labore mit der zweithöchsten Sicherheitsstufe S3 gibt es an Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber auch in Pharmafirmen. Wie viele dieser Einrichtungen derzeit mit solchen inaktivierten Ebola-Viren arbeiten, ist nicht bekannt. Allerdings ist klar, dass mit diesen Erregern nur diagnostisch gearbeitet wird.

Am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr etwa gibt es zwar eine Arbeitsgruppe „Virale hämorrhagische Fieber“, derzeit wird dort jedoch nach Auskunft von Oberstveterinär Hermann Meyer nicht mit vermehrungsfähigen Ebola-Erregern gearbeitet. „Wir haben keine Umgangsgenehmigung für das Virus“, weil wir nicht über die vorgeschrieben Infrastruktur eines S4-Labores verfügen sagt er auf Nachfrage von FOCUS Online. Auch Blutproben von Ebola-Verdachtsfällen werden dort diagnostisch derzeit nicht untersucht. „Sollten andere Labore damit überlastet sein, könnten wir im Rahmen einer Amtshilfe sofort damit beginnen“, erklärt Meyer.

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